Springkrautbekämpfung im Puderbacher Land

Springkrautbekämpfung im Puderbacher Land

(Bericht von Nika-Marie Senking, Klasse 5b, mit Ergänzungen der Lenkungsgruppe)

Am Dienstag, den 12. Juli 2022, fand eine Springkrautbekämpfungsaktion der Klassen 5a und 5b aus der Realschule plus in Puderbach zusammen mit der Lenkungsgruppe Natuschutz Puderbacher Land statt. Gemeinsam mit ihren Nawi-Lehrerinnen Sabrina Solbach und Christina Thewalt, den FSJlern und Praktikanten sowie Uli Neitzert von der Lenkungsgruppe machten sich bei schönstem Sommerwetter ca. 40 Schülerinnen und Schüler früh morgens auf den Weg von der Schule nach Niederdreis. Im dortigen Waldbezirk „Im Hölzchen“ galt es das dort reichlich vorhandene Springkraut zu beseitigen. Nach einer kleinen Erfrischung in Form von Apfelschorle und süßen Snacks sowie einer kurzen Erklärung, wie das Indische Springkraut aussieht und wie es entfernt wird, ging’s dann an die Arbeit. Die Schülerinnen und Schüler rupften das Springkraut mit Handschuhen mitsamt der Wurzel aus dem Boden und warfen es auf mehrere große Haufen. Beim Indischen Springkraut handelt es sich um eine invasive Art, die bei uns eigentlich nicht vorkommt. Ohne solche Aktionen, wie die hier beschriebene, wären wahrscheinlich mittlerweile größere Teile des Niederdreiser Waldes wie auch andere Wiesen, Auen und Kahlflächen im Wald mit Springkraut bewachsen und unsere heimischen Pflanzen könnten keine Nährstoffe mehr aus dem Boden ziehen und würden eingehen. Alle Beteiligten nahmen mit Begeisterung an dieser Aktion teil und konnten viel voneinander und über unsere heimische Pflanzenwelt lernen.

Nach ca. 2 Stunden brachten schließlich Sebastian und Marlies Schreiber zur Belohnung  Brötchen sowie Apfelgelee, Gurken, Tomaten, Käse, Schaumküsse und Süßigkeiten für ein Picknick im Wald, bevor es dann frisch gestärkt wieder auf den Nachhauseweg zur Schule ging.

Am vorhergehenden Donnerstag war bereits die Klasse 5c zusammen mit Ihrer Lehrerin Annette Blank am Raubacher Pfädchen unterwegs, um die dortigen Holzbachauen und angrenzenden Böschungen vom Springkrautbefall zu befreien. Leider wurde die Gruppe nach ca. einer Stunde von einem heftigen längeren Regenschauer überrascht und musste daher ihre Aktivitäten notgedrungen einstellen, was alle sehr bedauerten.

Die Lenkungsgruppe war bei beiden Aktionen außerordentlich angetan vom tollen Engagement und Fleiß der Schülerinnen und Schüler, ihrer Lehrerinnen, FSJler und Praktikanten und möchte sich auch auf diesem Wege nochmals bei allen Beteiligten ganz herzlich bedanken: „Fridays for Future“ können also auch so aussehen! So war das Ganze jedenfalls ein sehr lobenswertes Beispiel für die Erhaltung unserer heimischen Pflanzenvielfalt, die allen Beteiligten dazu noch großen Spaß bereitet hat.  Ein Extradank geht auch an Konrektorin Natanja Neitzert für die Koordinierung beider Aktionen gemeinsam mit der Lenkungsgruppe.

Auftaktveranstaltung „Neophyten“

Spenden und Naturschutz: Mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen:

Das Thema „Zurückdrängung des Indischen Springkrauts“ war Anlass einer Veranstaltung, zu der „Naturschutz Puderbacher Land“, die neue Lenkungsgruppe der VG, eingeladen hatte. Mehr als 50 Personen waren der Einladung ins Dorfgemeinschaftshaus Puderbach gefolgt. Nach der Begrüßung der Anwesenden durch Landrat Achim Hallerbach und Bürgermeister Volker Mendel führte Dr. Antje Holthausen als Sprecherin der Lenkungsgruppe durch den weiteren Verlauf des Abends.

 

Achim Hallerbach und Volker Mendel ließen zunächst die Aktivitäten in der VG Puderbach gegen die Ausbreitung des Indischen Springkrauts seit 2013 und speziell im vergangenen Jahr Revue passieren. Dabei stand dann ein Mann im Mittelpunkt der Rückschau, nämlich Erwin Velten aus Woldert, der von Beginn an nahezu alle Aktionen unermüdlich initiiert und begleitet hat sowie auch bei der Umsetzung mit gutem Beispiel vorangeht. Dieses Engagement wurde durch die beiden Politiker mit außerordentlich anerkennenden Worten sowie kleinen Präsenten gewürdigt, gleichzeitig erhielt Ute Velten, die ihren Ehemann bei seinen Aktivitäten tatkräftig unterstützt, aus den Händen von Antje Holthausen einen Blumenstrauß.

 

Das herausragende ehrenamtliche Engagement in der Verbandsgemeinde Puderbach, mit der seit vielen Jahren das invasive Springkraut zurückgedrängt wird, wurde auch von Ina Heidelbach, Leiterin der unteren Naturschutzbehörde im Landkreis Neuwied, hervorgehoben. Ina Heidelbach stellte die Förderung der Naturschutzmaßnahmen vor und sicherte weiter Unterstützung des Landkreises auch für die folgenden Jahre zu.

Besonders hervorzuheben im Zusammenhang mit den diesjährigen Springkraut-Aktionen ist noch, dass dabei mehr als 100 Personen (darunter auch Schüler/Innen der Realschulen Plus in Puderbach und Dierdorf) z.T. mehrfach im Einsatz waren und gleichzeitig auch noch einen Gesamtsumme von 1.560,- € an Spendengeldern über die Aktion „Zwei Fliegen mit einer Klappe“ zusammenkam, deren weitaus größter Teil für die Flutopfer im Ahrtal bestimmt war.

Der weitere Verlauf des Abends diente nicht allein der Vorausschau auf die mögliche Bekämpfung des Springkrauts und die Finanzierung im nächsten Jahr, sondern nahm auch andere invasive Arten wie den Bärenklau oder den Japanischen Staudenknöterich und deren Beseitigung in den Blick. Antje Holthausen stellte darüber hinaus in ihrem Vortrag die gesamte Thematik der invasiven Arten in den größeren Kontext der Erhaltung der Biodiversität. Besondere Aufmerksamkeit fand dabei einerseits eine hochinteressante Folie über die neun planetaren Grenzen nach Johan Rockström von Stockholm Resilience Center und andererseits die von Jürgen Trenck gestaltete interaktive Darstellung der Vorkommen invasiver Pflanzenarten in der VG Puderbach als ständig zu aktualisierender „Ausgangspunkt“ für weitere Aktivitäten in den kommenden Jahren.  in der Darstellung von Rockström wurde den Anwesenden drastisch vor Augen geführt, in welchen unterschiedlichen Bereichen die Menschheit die Ressourcen der Erde bereits z.T. um ein Mehrfaches aufgebraucht hat – wo also ein radikales Umdenken und Handeln besonders vonnöten ist. Der Biodiversität kommt dabei eine besonders wichtige Rolle zu, da sie mit allen anderen Systemen in Verbindung steht und diese beeinflusst. Dem Schutz wichtiger Lebensräume für seltene und vom Aussterben bedrohte Arten kommt daher eine große Bedeutung zu. Invasive, gebietsfremde Arten wie das indische Springkraut und der japanische Staudenknöterich stellen durch die Verdrängung anderer Arten ein Problem dar.

Das Verbreitungspotential des indischen Springkrautes konnte in diesem Jahr nicht nur entlang der Fluss- und Bachläufe, sondern auch verstärkt auf den Kahlschlägen der Wälder beobachtet werden, wo sich das Springkraut großflächig ausgebreitet hat. Im Fokus der kontroversen Diskussion stand daher, eine weitere Ausbreitung des Springkrautes und die Einwanderung in Biotopflächen zu verhindern. Für eine erfolgreiche Bekämpfung wird dies daher auch in den kommenden Jahren ein wichtiges Thema in der Verbandsgemeinde sein.

Nach einer lebhaften Diskussion unter den Anwesenden bildete schließlich die über die VG breit gestreute Verlosung von 11 VG-Schecks im Werte von jeweils 50,- € unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der diesjährigen Springkrautaktionen den Abschluss der Veranstaltung.

Verbandsgemeinden Altenkirchen-Flammersfeld und Puderbach wollen im Natur- und Umweltschutz verstärkt zusammenarbeiten

Verbandsgemeinden Altenkirchen-Flammersfeld und Puderbach wollen im Natur- und Umweltschutz verstärkt zusammenarbeiten

Fred Jüngerich und Volker Mendel , Bürgermeister der beiden Verbandsgemeinden Altenkirchen-Flammersfeld und Puderbach, waren am vergangenen Samstag zusammen mit zehn weiteren Personen Teilnehmer einer geplanten Aktion zur Beseitigung des Indischen Springkrauts im Bereich Puderbach-Niederdreis. Alle Anwesenden waren konsterniert angesichts  des Anblicks einer wahren „Springkrautplantage Im Hölzchen“ auf einer gerodeten Fläche oberhalb der Straße von der Kläranlage „Hölzchen’s Mühle“ Richtung Niederdreis. Dichter, mannshoher Bewuchs mit vielfach Stengeln in der Stärke eines Unterarms und Wurzeltellern von 12 bis 15 cm Durchmesser machten allen schnell klar, dass hier eine maschinelle komplette Be­seitigung des Springkrauts die einzig sinnvolle Alternative (gewesen) wäre. Es stehe zu befürchten, so die Anwesenden, dass eine gezielte Wiederanpflanzung von Bäumen und erst recht auch eine  Naturverjüngung hier keine Chance habe. Da aber die Vegetation des  Springkrauts mittlerweile bereits soweit fortgeschritten ist, dass bei Berührung der Pflanze der Samen „zu springen“ beginne (eine Pflanze streut bis zu 4.000 Samenkörner in einen Umkreis von bis zu 7 Metern), ist nun in diesem Jahr an der Fläche „Im Hölzchen“ keine sinnvolle Aktion zur Beseitigung des Springkrauts mehr möglich. Dies ist umso ärgerlicher, als die Ortsgemeinde Hanroth die auf ihrem Gebiet befindliche benachbarte Waldfläche in den letzten Wochen mit großem ehrenamtlichem Engagement und auch mit dem Einsatz finanzieller Mittel vom Springkraut befreit hat. Hier steht zu befürchten, dass diese Fläche wie auch andere, die in den letzten Jahren bearbeitet wurden, im nächsten Jahr wieder massiv von dem Neophyten befallen sein wird.

So beschlossen die Anwesenden, die Fläche bis zur nächsten Vegetationsperiode im Mai/Juni 2022 zu beobachten, um dann feststellen zu können, ob Baumpflanzungen an dieser Stelle gegen die Übermacht des Springkrauts überhaupt eine Entwicklungschance haben. Sollte dies nicht der Fall sein, so wäre im nächsten Jahr eine maschinelle Beseitigung des Springkrauts an dieser Stelle (wie auch an anderen ähnlichen Plätzen in unseren Wäldern – Beispiele dazu gibt es einige) anzustreben, um dadurch jungen Bäumen überhaupt einen Aufwuchs zu ermöglichen. Es wäre sehr zu begrüßen, wenn dann die diesjährigen Versäumnisse sich nicht wiederholen würden: „Nur wenn Kommunen, Land und Bund hier mit dem Forst und mit engagierten Bürgerinnen und Bürgern zusammen an einem Strang ziehen und auch durch Bereitstellung der notwendigen Mittel ihrem Auftrag zur Erhaltung der Biodiversität auch im Pflanzenbereich nachkommen, kann ein nachhaltiger Erfolg sichergestellt werden“.

Unabhängig von den Entwicklungen in unseren Wäldern waren sich die beiden anwesenden Bürger­meister aber auch einig, insbesondere bei der Bekämpfung des Bärenklaus, des japanischen Staudenknöterichs und des Springkrauts in den Bachauen (Holzbach, Wied) im Sinne der angestrebten Biodiversität zukünftig verstärkt zusammen zu arbeiten. So wurde eine gemeinsame Sitzung der Umweltaussschüsse, des Lenkungsausschusses der VG Puderbach  sowie weiterer an der Thematik interessierter Personen spätestens für den Beginn 2022 verabredet, um dann frühzeitig gemeinsame Maßnahmen in die Wege leiten zu können. Aber auch über die jetzt angesprochenen Themen hinaus wird eine verstärkte Zusammenarbeit angestrebt: So ist z.B. geplant, Schulen noch stärker als bisher bei Natur- und Umweltthemen und deren praktischer Umsetzung einzubinden: „Wir können gar nicht früh genug damit anfangen, junge Menschen für die Pflege und den Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen zu sensibilisieren und so zu begeistern, dass sie gerne bereit sind, selbst aktiv tätig zu werden und mitzuarbeiten“, so das gemeinsame Credo von Fred Jüngerich und Volker Mendel, „im Idealfalle sollte es uns gelingen, auch die VG Dierdorf noch stärker „mit ins Boot zu holen“, um damit auch den Lauf des Holzbachs und seiner Nebenbäche nördlich der VG Puderbach schon mit in den Blick zu nehmen, getreu dem Wahlspruch in der Raiffeisenregion: „Was einer alleine nicht schafft, das schaffen viele!“

Fred Jüngerich und Volker Mendel im Austausch mit weiteren Naturschützern aus dem Puderbacher Land und aus Wienau

Impression von der Springkrautplantage „Im Hölzchen“

 

 

 

Erwin Velten erläutert die Problematik

Otfried Pfeiffer (Woldert, 86 Jahre) und Ernst-Günter Wessler (Wienau, 85 Jahre) bei der Arbeit